Unternehmerische Herausforderungen im Brexit

Derzeit weiß noch niemand, wie die Austrittsverhandlungen Großbritanniens aus der EU ausgehen werden. Fest steht nur, dass der Brexit auf den Handel mit Großbritannien ungünstige Auswirkungen für Unternehmen haben wird. Als Unternehmer sollten Sie die Verhandlungen aufmerksam verfolgen und frühzeitig eine Strategie entwickeln, damit Sie negativen Auswirkungen auf Ihren Betrieb bestmöglich verhindern. Der Idealfall für Unternehmen wäre, wenn sich Großbritannien und die EU darauf einigen, dass Großbritannien in Zukunft zwar nicht mehr der EU, aber dem erweiterten Europäischen Wirtschaftsraum EWR angehört. Großbritannien hätte dann einen ähnlichen Status wie Norwegen und für die Handelspartner aus Europa würde sich wenig ändern. Sollte aber kein Abkommen zustande kommen, werden für exportorientierte Unternehmen die folgenden sechs Probleme zu bewältigen sein.

Auswirkungen des Brexits auf Zölle & Steuern und auf Handel & E-Commerce

Neben dem zollfreien Warenimport und -export zwischen Großbritannien und der EU hat der Austritt Großbritanniens auch Auswirkungen auf die Einfuhrumsatzsteuer. Da aus Großbritannien ein Drittland wird, müssen Sie Ihr ERP-System entsprechend anpassen und Ihren gesamten Datenbestand warten. Sofern Sie bereits mit Drittländern handeln, ist dies recht einfach zu bewerkstelligen und sollte keine Probleme bereiten. Beachten Sie, dass sich durch die Zölle und Steuern die Waren verteuern und sich die Lieferzeiten durch die Zollabfertigung entsprechend verlängern können. Wichtig ist, dass Sie die Lieferbedingungen prüfen und entsprechend anpassen. Als exportorientiertes Unternehmen sollten Sie sich schon jetzt auf die Suche nach neuen Zielmärkten machen, um Auslastungslücken zu verhindern. Logistik, vertikale Lieferketten und neue Produktvarianten Bereiten Sie Ihr Logistikzentrum auf den Austritt von Großbritannien entsprechend vor. Der Brexit wird sich auf vertikale Lieferketten stark auswirken. Wenn Sie einen Teil Ihrer Produktion in Großbritannien anfertigen, werden sich die Produktionskosten durch die Steuern und Zölle erhöhen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Unternehmen nur Partner oder miteinander verbunden sind. Da auch die Lieferzeiten steigen werden, ist es gerade für Unternehmen mit Just-in-Time-Konzepten, die nur mit geringen Vorräten arbeiten, wichtig, Ihre Vorratsstrategie zu überdenken. Angesichts der steigenden Kosten ist es sinnvoll, eine eventuelle Produktionsverlagerung zu prüfen. Nach dem Austritt wird Großbritannien die Zulassungsregel für den britischen Markt selbst bestimmen, wodurch Unternehmer gezwungen sein könnten, eigene Produktvarianten für Großbritannien entwickeln zu müssen. Falls es Ihnen nicht gelingt, etwaige Kostensteigerungen in der Produktion auszugleichen, müssen Sie sich mit Alternativen beschäftigen. Da Steuern, Zölle, Einfuhr- und Zulassungsverfahren nicht von unternehmerischen Entscheidungen beeinflusst werden können, sollten Sie über neue Zielmärkte nachdenken.

Auswirkungen auf vertragliche Vereinbarungen und Datenschutz

Der Brexit wird nicht nur Auswirkungen auf die vertraglichen Vereinbarungen haben, sondern auch auf den Datentransfer und die Benutzung von Clouds. Nach dem Austritt aus der EU muss sich Großbritannien nicht mehr an europäisches Recht halten. Sollte sich die Rechtslage in Großbritannien in eine andere Richtung als die der EU entwickeln, könnte es für ausländische Firmen schwerer werden, Ihre Ansprüche bei britischen Gerichten durchzusetzen. Überprüfen Sie Ihre vertraglichen Vereinbarungen mit britischen Unternehmen und versuchen Sie deutsches Recht zu vereinbaren. Wenn ein britisches Rechenzentrum die EU Vorgaben im Datentransfer und der Datenschutzpolitik künftig nicht erfüllt, wird es für Unternehmen schwierig. Nach EU Recht dürfen personenbezogene Daten nur in ein Drittland übermittelt werden, wenn ein entsprechendes Datenschutzniveau gewährleistet ist. Hier spielt es keine Rolle, ob die Daten nur innerhalb eines Konzerns geteilt werden oder von verschiedenen Unternehmen. Zu einem Problem könnte dann auch die Datenspeicherung von Cloud-Anbietern, die Daten in Großbritannien speichern, werden. Sehen Sie sich frühzeitig nach Alternativen um, denn ein Anbieter- und Systemwechsel bedarf doch einer gewissen Vorbereitungszeit.