Supply-Chain-Management und ERP – was ist dabei zu beachten?

Nur noch in wenigen Unternehmen, die eine nennenswerte Größe besitzen, wird ein Produkt vom Rohstoff ab gefertigt und dem Endkunden zur Verfügung gestellt. Zu vielfältig sind heutzutage die Ansprüche an Maschinen, Mitarbeiterkompetenzen und Prozesse und zu ineffizient wäre es, sich mit der gesamten Wertschöpfungskette selbst zu befassen. Stattdessen arbeiten die meisten Unternehmen Hand in Hand mit anderen Betrieben, nehmen bereits vorgefertigte Produkte entgegen und verarbeiten sie weiter, setzen sie zusammen oder veredeln sie, nur um sie dann selbst anderen Betrieben zur Verfügung zu stellen.

So kann es sein, dass ein Fertigungsprozess vom Rohstoff bis in die Hände des Nutzers fünf Betriebe durchläuft. Dass in jedem dieser Schritte sowie beim Warentransfer zwischen den Betrieben gewaltige Mengen an Informationen anfallen, ist offensichtlich. Besonders in den Zeiten von Industrie 4.0 und Industrial Analytics fällt es schon schwer genug, ohne eine dezidierte Software die Daten für einen einzigen Betrieb zu sammeln. Wenn es nun darum geht, Informationen zwischen den einzelnen Betrieben einer Fertigungskette auszutauschen, übernimmt das Supply-Chain-Management-System und leistet die nötige Hilfe im Datenaustausch.

Bevor man mehrere Betriebe einer Fertigungskette über ein SCM-System miteinander verbindet, muss die Frage erlaubt sein, ob dies überhaupt Sinn macht. Neben den Kosten der Einführung und der Fehleranfälligkeit von neuen Systemen sind es häufig Bedenken betreffend der Sicherheit der Daten, die viele Unternehmensleiter zögern lassen. Niemand teilt gerne mit fremden Unternehmen die Details seiner Fertigungsstrecken, des Warenflusses oder gar über die Häufigkeit von technischen Problemen und Fertigungsfehlern. Und selbst wenn man den Mitarbeitern der anderen Betriebe uneingeschränkt vertrauen würde, ist die Sicherheit der Daten nicht hundertprozentig gewährleistet. Die Verbindungsstellen zwischen den einzelnen Betrieben, welche natürlich über eine Internetverbindung realisiert würden, sind immer auch Schwachstellen in der Unternehmenssicherheit und können gehackt werden.

Gegen diese relevanten Argumente stehen allerdings zahlreiche Vorteile. Durch erhöhte Transparenz, kurze Datenströme und den schnellen Austausch relevanter Information kann gewährleistet werden, dass alle Betriebe innerhalb einer Wertschöpfungskette schnell auf Veränderungen reagieren können und Prozesse optimal auf ihre Effizienz überprüft werden können. So wird sichergestellt, dass keine Kapazitäten durch überflüssige Arbeitsschritte, unnötige Lagerzeiten oder schlechte Planung verschenkt werden. Aus den optimierten Fertigungsbedingungen resultieren treue und zufriedene Kunden, wovon alle Betriebe der Fertigungskette profitieren.

Auch die Prozesskosten können sinken. Besonders für Unternehmen, die von einer Kleinmengenproduktion zur Serienproduktion umsteigen oder die Fertigung von Teilprodukten an andere Unternehmen abgeben, lohnt sich der gleichzeitige Schritt zur Vernetzung.

Verknüpfung der Systeme

Haben sich die Unternehmen einer Wertschöpfungskette gemeinsam entschlossen, ein Supply-Chain-Management-System einzuführen, wird dies meistens über die Schnittstellen zwischen den ERP-Systeme der einzelnen Betriebe realisiert. In diesem Zusammenhang wird auch oft von EDI (Elektronisscher Datenaustausch, engl. electronic data interchange) gesprochen.

Die so erfassten Daten können ausgewertet werden, besonders mit Blick auf Optimierung der Lieferkette, der Planung von Mengen, Terminen und Kapazitäten mit schneller Reaktion auf plötzlich auftretende Lieferengpässe und Kapazitätsüberschüsse und mithilfe verschiedener Analyseverfahren. Sollten die Sicherheitsbedenken der teilnehmenden Unternehmen betreffend ihrer Unternehmensdaten überwiegen, ist das kein Grund, auf SCM-Systeme vollständig zu verzichten. Anstatt alle Daten allen Teilnehmern zur Verfügung zu stellen, wählen viele Unternehmen nur einzelne, relevante Datensätze, wie etwa Lagerbestände oder Kapazitätsdaten, aus und speisen diese über ihr ERP-System ein. So können Sicherheitsbedenken minimiert werden, während die Unternehmen die meisten Vorzüge des Supply-Chain-Managements genießen können.