Die Ansprüche der Anwender an ihre ERP-Systeme steigen

Softwarelösungen zum Enterprise Resource Planning (ERP) sind heute als leistungsstarke Instrumente für die Kontrolle und Steuerung sämtlicher Vorgänge im Unternehmen nicht mehr wegzudenken.

Eine Vielzahl unterschiedlichster Branchen sowohl in der Industrie als auch im Handel nutzen die umfangreichen und auf die individuellen Anforderungen der jeweiligen Nutzer abstimmbaren Programme, um Abläufe in der Fertigung, der Finanz- und Personalplanung, der Auftragsabwicklung, der Materialwirtschaft und auch im Bereich zusätzlicher Serviceleistungen zu verwalten, zu dokumentieren und auszuwerten. Auch Kundendaten werden von dieser Software verwaltet und in zahlreichen Unternehmen stellt das verwendete ERP-System die einzige Quelle dar, die eine Übersicht über alle unternehmensrelevanten Daten bietet.

Doch im Zeitalter einer stetig schneller voranschreitenden Weiterentwicklung der technischen Möglichkeiten, die längst zu Phänomenen geführt hat, welche mit Begriffen wie „Industrie 4.0“ und „Internet of Things (IoT)“ bezeichnet werden, steigen auch die Ansprüche der Anwender an ihre ERP-Systeme. Diese Entwicklung ist nachvollziehbar, denn je mehr sich das Bewusstsein der Vernetztheit alltäglicher Vorgänge im Privatbereich wie auch im Arbeitsleben mit den technischen Möglichkeiten zu deren Optimierung verbreitet, desto stärker wird der Wunsch, dass technische Neuerungen eine stetig größere Zahl an Arbeitsvorgängen erleichtern.

Können die bestehenden Datenverarbeitungssysteme diesen Wunsch derzeit ausreichend befriedigen?

Die auf dem Gebiet der Marktanalyse tätige Trovarit AG – ein Spin-off des von der RWTH Aachen betriebenen Forschungsinstituts für Rationalisierung (FIR) – veröffentlicht jährlich eine Studie, die interessante Einblicke in die Zufriedenheit der Anwender mit ihren ERP-Systemen gewährt. Laut dieser Studie erzielte Software dieser Art im Jahr 2016 die Gesamtnote „Gut“. Doch in einzelnen Anwendungsbereichen wünschen sich die Kunden bessere, einfacher zu nutzende oder präziser auf ihre Anforderungen zugeschnittene Lösungen. Zudem besteht eine Nachfrage nach neuen Funktionen, die Aufgaben erleichtern, welche bisher noch nicht von der Software berücksichtigt wurden.

In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die untersuchten Softwarelösungen zum Abschluss der Studie im Durchschnitt bereits seit etwa zehn Jahren genutzt wurden. Für die Softwareanbieter bedeutet dies, dass Neukunden, vor allem auch hinsichtlich des starken Wettbewerbs in diesem Segment der Softwarebranche, nicht einfach zu gewinnen sind. Andererseits könnten die Softwareentwickler die Chance nutzen, auf die Kundenwünsche einzugehen und regelmäßig neue Funktionen als Update anzubieten, um die noch im Einsatz befindlichen Programme zu erweitern.

Zu diesen neuen, von einer Vielzahl der Kunden erwarteten Funktionen gehört auch die Möglichkeit, über Smartphones und weitere mobile Geräte, wie etwa Tablets, auf das Datenverarbeitungssystem des Unternehmens zuzugreifen. Dies ist vor allem für Außendienstmitarbeiter und Servicepersonal sinnvoll, um beim Kunden vor Ort wichtige Daten im Zusammenhang mit einem Auftrag oder Wartungsvertrag abrufen zu können. Doch das Implementieren dieser Möglichkeiten in ein bestehendes System stellt die Anbieter der Softwarelösungen vor eine große Herausforderung, die zunächst technischer Natur ist, denn eine Nutzbarkeit auf allen mobilen Geräten setzt voraus, dass eine Kompatibilität der Software mit den Betriebssystemen aller Anbieter dieser Endgeräte erreicht wird. Des Weiteren ist der damit verbundene Entwicklungsaufwand für den Anbieter mit Kosten verbunden, die an die Anwender weitergegeben werden müssen. Dies ist nicht allen Kunden sehr einfach zu vermitteln, da „Apps“ heutzutage in aller Munde sind und zahlreiche dieser einfachen Applikationen für Smartphones sogar kostenlos heruntergeladen werden können.

Kostenintensiv ist auch das Verbessern der Dokumentation der Systeme – ebenfalls ein häufig geäußerter Wunsch der Anwender. Softwareanbieter sehen sich mit einer Dynamik konfrontiert, die ihre Investitionskosten in die Höhe treibt. Das Entwickeln stetig neuer Funktionen kostet nicht nur Geld, sondern macht die Systeme auch zusehends komplexer, was die Anforderungen an die technische Dokumentation und Bedienungsanleitung erhöht und umfangreichere Schulungsmaterialien und Seminarangebote erforderlich macht. Die Trovarit-Studie zeigt auch, dass Anwender günstiger zu erstellende Wikis und Online-Tutorials nicht sehr stark nutzen, da diese Hilfestellungen teilweise als unzureichend erachtet werden. Darüber hinaus wünschen sich viele Nutzer auch eine verbesserte internationale Einsetzbarkeit der Software, indem zahlreiche Sprachen vom System unterstützt werden.

David oder Goliath?

Wenn Sie in Ihrem Unternehmen weniger umfangreiche Softwarelösungen benötigen, dann kann ein Produkt eines kleineren Herstellers von ERP-Systemen sich für Sie als vorteilhaft herausstellen. Es hat sich gezeigt, dass weniger etablierte Anbieter von spezifischen Branchenlösungen oft enger mit ihren Kunden in Kontakt stehen und flexibler sind, wenn es darum geht, auf individuelle Kundenwünsche einzugehen. Benötigen Sie allerdings ein sehr komplexes System, dann wird es wohl noch eine Weile dauern, bis gewisse Funktionen verfügbar und auch mit allen Betriebssystemen mobiler Geräte kompatibel sind.